Frei Stehen und mehr, Gedanken aus Australien

  • Hallo Alle,
    seit ich meinen Crafter ausgebaut habe bin ich -wenn auch meist im Hintergrund- regelmaessig hier im Forum unterwegs. In letzter Zeit sind mir einige Threads aufgefallen, wo es um Frei Stehen und sonstigen Aufenthalt abseits der CP geht. Da scheint sich ja extrem viel geaendert zu haben seit unseren Reisen in den 80ern von Island bis Griechenland und Spanien im Ford Transit. Alles wird schwieriger, die Gemeinden errichten "Teppichstangen" usw, usw. Die Threads sind voll.... Ich sehe da einige Parallelen zu Australien, doch hat sich die Entwicklung hier in anderer Richtung bewegt. Ob das fuer D oder EU ein Ansatz fuer die Entwicklung in eine bessere Richtung sein kann? Keine Ahnung, hab auch nicht die Weisheit gepachtet oder denke Antworten zu haben. Lasst mich einfach mal von hier erzaehlen:


    also, Australien ist ja gross und duenn besiedelt, also gibt es Unmengen von Stehmoeglichkeiten - vom National Park bis.... - aber darum geht es mir hier nicht. Es geht mir um das Uebernachten INNERHALB von Orten. Da hat es diese Entwicklung gegeben:


    - nach 2000 oder so sind auch in Australien die Zahlen der Kawas und (Teil)Integrierten enorm angestiegen. Und das gleiche wie bei Euch ist hier auch passiert: in den Orten tauchten mehr und mehr Schilder auf "no overnight camping." Kommentare in den Zeitungen: "die geben ja kein Geld im Ort aus, hoechstens mal ne Milch kaufen oder ein Broetchen... Wir wollen Touristen mit Geld! Aber keine Camper."
    - dann ist aber dies passiert: die Kawas und (Teil)Integrierten haben ihren eigenen Verein gegruendet: den "campervan and motorhome club of Australia" https://members.cmca.net.au/content/clubinfo und der hat jetzt 70,000 Mitglieder was fuer ein Land mit 25 Millionen Einwohnern schon stattlich ist. Und der CMCA hat massiv Image Arbeit geleistet. Der Mitgliederbeitrag ist A$45/Jahr und das Geld wird Australienweit eingesetzt um Dump Points zu bauen. Ueberall gibt es jetzt Dump Points, selbst in den kleinsten Orten. Ueber 330 Dump Points hat der CMCA auf eigene Kosten in Australien installiert. Da gibt es Trinkwasser, Toilettenentsorgung, Muelltonnen. Die Gemeinden unterstuetzen das massiv. Ausserdem hat der CMCA den Begriff "RV friendly town" geschaffen. Also Gemeinden, die den Kawas etc positiv gegenueber stehen und sie willkommen heissen. An den Ortseingaengen stehen jetzt diese Schilder und werben fuer den Ort. Das hat enorme Kreise gezogen. Ueberall gibt es jetzt RV friendly towns und man kann in fast jedem Ort kostenlos irgendwo stehen, oft zeitlich begrenzt, zwei Naechte oder so.


    - zu den Dump Points: https://members.cmca.net.au/content/dumppoint
    - zu RV friendly towns: https://members.cmca.net.au/content/rvftgov


    Bei uns klebt am Crafter eine Plakette vom CMCA ausgegeben, die den Wagen als "self contained" identifiziert, denn die kostenlosen Stellplaetze in den Orten setzen das voraus


    - zu "self contained vehicle policy": https://members.cmca.net.au/content/scvlnt


    Wir waren jetzt wieder fuer eine Woche unterwegs in Tasmanien und koennen sehen, wie kleine Orte ploetzlich wieder mit Leben gefuellt sind weil eben so viele Kawas etc da sind, die in dem Ort willkommen sind und da umsonst stehen. Und das bringt dann eben auch wieder Geld in den Ort!


    Find ich jedenfalls schon irre, wie sich die Einstellung der Gemeinden hier geaendert hat durch die Arbeit des CMCA (wir sind Mitglieder). Ist eine echte win-win Situation.


    Eine Idee fuer D oder EU? Absolut keine Ahnung. Aber hier macht es das Reisen mit dem Kawa einfach echt leichter und bringt Spass.


    OK: echtes Frei Stehen im Sinne von einsam und alleine ist das hier beschriebene nicht! Aber eben doch Frei Stehen im Sinne von umsonst und nicht auf einem CP


    Viele Gruesse aus Tasmanien!


    Torsten mit einem Crafter lang und hoch

  • Ich fnde das Spitze, übrigens mal abgesehen davon, daß es in D erlaubt ist, einmal innerorts zu nächtigen ohne Campingaktivitäten, wäre das vor allem was für Austria und Niederlande! Dort wird man immer noch verfolgt und zur Kasse gebeten.
    Das wäre mal ein Verein, dem ich beitreten würde, Z

  • In Deutschland wäre das m. E. nicht möglich . Zu viele Institutionen die sofort auf die Barrikaden gehen , nicht zu vergessen sind die Bürgervereine die gleich Protestaktionen organisieren , ja , ist halt Deutsch:) .
    Gas ist rechts .
    LG Peter

  • Ich hab das so verstanden, dass der Verein lediglich die Orte motiviert und berät, Stellplätze zu bauen und auch zu unterhalten. Von A$45/Jahr und 70000 Mitgliedern kann man keine 330 Stellplätze mit Versorgungseinrichtungen bauen und instandhalten. Hauptproblem für die Orte sehe ich bei den Kosten für das Instandhalten dieser Infrastruktur. Aus welchen Gründen deshalb (in Deutschland) Institutionen und Bürgervereine sofort auf die Barrikaden gehen, habe ich allerdings leider nicht verstanden ;).


    Gruß Manfred

  • In Deutschland wäre das m. E. nicht möglich . Zu viele Institutionen die sofort auf die Barrikaden gehen , nicht zu vergessen sind die Bürgervereine die gleich Protestaktionen organisieren , ja , ist halt Deutsch:) .
    Gas ist rechts .
    LG Peter


    ...das ist genau der Grund. Wir stolpern ständig über die eigenen Füsse, und sind auch ständig dabei, Anderen auch noch Barrieren zu bauen...

    ...viele Grüsse Emanuel ;)


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    ( 0 \_|_/ 0 )


    ...manche Antworten sind zwar nicht nützlich, aber dafür auch weniger schädlich, als manche nützlichen…

  • Haben wir hier in Deutschland nicht ein gutes Netz an entsprechenden Angeboten, ich finde ja!
    Vielleicht sollten wir zuweilen unser eigenes Verhalten überdenken. Mit "Geiz ist geil" und "... was kümmerst mich denn eigentlich, wenn ..." werden wir da keine nennenswerten Fortschritte erzielen.

    Viele Grüße.
    Karsten

    2005 bis 2010 Pössl 2-WIN / 2010 bis 2015 Pössl Roadcruiser Nr. 1 / seit Juli 2015 Pössl Roadcruiser Nr. 2

  • Von A$45/Jahr und 70000 Mitgliedern kann man keine 330 Stellplätze mit Versorgungseinrichtungen bauen und instandhalten


    Zwar auf dem Weg zum "Nebenthema" - aber diese "Milchmädchenrechnung" kann ich so nicht stehen lassen, ich halte meine "Kakaobubenrechnung" dagegen.


    Also erstmal - die Mühe in die ggf. veröffentlichten Unterlagen des Vereins zu schauen habe ich mir nicht gemacht .. aber rein rechnerisch ist deine Aussage nicht schlüssig.


    45*70.000 per Anno ergibt 3.150.000A$ oder aktuell 2.000.000 € - immer noch jährlich.


    Nehme ich (wahrscheinlich total negativ) 3 Jahre Betriebszeit einer V&E Station und lasse die (im Verhältnis zum Aufbau/Anschaffung erstmal vernachlässigbaren) Betriebskosten weg .. ergibt das also 6.000.000€ auf 330 "Dump Points" - weil dass sind lt. TE ja die Teile die aufgebaut wurden - ggf. nicht jeweils 1000qm befestigter Stellplatz dazu.


    Macht knapp 20.000€ pro V/E der dann 3 Jahre ohne größere Instandsetzungskosten "überleben" müsste - also doch - dass sollte möglich sein.


    In der Größenordnung dann noch mit Lieferanten/Monteuren entsprechende Rabatte verhandelt und die Gemeinden mit Zuschüssen eingebunden. Ggf. auch regelmässig einen "Sponsor".


    Warum Betrieb, Instandhaltung ein größerer Kostenfaktor sein soll erschließt sich mir (abgesehen von Vandalismus und Betriebsdummheit) nicht.


    Natürlich alles exklusive Orgakosten für den Verein, die Lobbyarbeit, Schwarzgeldlöcher und dergleichen mehr.

  • Warum ich das Ganze gepostet habe ist dies:
    ich hab hier in Tasmanien ueber die letzten 15 Jahre die Entwicklung gut beobachten koennen. Da waren die Gemeinden in der Vergangenheit wirklich Womo feindlich. Ueberall gingen die Schilder hoch "Uebernachtungsverbot". Mit der Arbeit des Clubs ist vor allem diese Negativitaet ueberwunden worden und die Sache mit RV Friendly und den Dump Points ist in erster Linie ein Hilfe Angebot. Diese Oeffentlichkeitsarbeit und das Aufzeigen von Loesungen der vermeintlichen Probleme mit Womos in der Gemeinde hat dann diesen totalen Wechsel der Einstellung der Gemeinden gebracht. Bis dahin, dass jetzt auch noch die kleinste Gemeinde auf den RV Friendly Zug springen will.


    Hab dies in der Zeitung gelesen vor einigen Jahren: da gab es an einem See in der Naehe von Haeusern einen Parkplatz. Ploetzlich standen da dauernd Womos. Haben sich die Anlieger beschwert und bald war das Schild da: Uebernachtungsverbot. Hat aber nicht lange gedauert bis die Womos weg waren und stattdessen standen dann da bis spaet in die Nacht Autos mit lauter Musik, Party Time. Tja, da haben die Anlieger sich gewuenscht die Womos waeren wieder da! Und das ist dann auch so gekommen.


    Wie gesagt: ich hab keine Loesung fuer Europa, aber ich denke wie hier die Einstellung der Gemeinden sich geaendert hat, das ist schon was. Und die Negativitaet den Womos gegenueber, die hat es hier eben in der Vergangenheit durchaus gegeben.


    viele Gruesse aus Tasmanien


    Torsten

  • Hallo Torsten,
    warum eigentlich nicht? Ich denke Australien ist in der "mit-dem-Womo-das Land-entdecken-Kultur" Europa 5-10 Jahre voraus, und damit auch mit der Entwicklung von Anfängen zu Boom, Ablehnung und Arrangieren. Das erste Mal war ich 1990 in Australien mit Motorrad und Zelt unterwegs und konnte überall (auch innerhalb von Orten)mein Zelt aufstellen. Das letzte Mal war dann vor 9 Jahren, da war dann Boom und viele Verbote, es freut mich dass es sich so geändert hat. In Europa sind wir halt gerade bei Boom und Verbote...
    Gruss an Down Under
    Michael

  • In Deutschland wäre das m. E. nicht möglich . Zu viele Institutionen die sofort auf die Barrikaden gehen , nicht zu vergessen sind die Bürgervereine die gleich Protestaktionen organisieren , ja , ist halt Deutsch:) .
    Gas ist rechts .
    LG Peter


    Ein weiteres Typisch Deutsches Klischee währe immer alles gleich negativ zu sehen.

  • In Europa sind wir halt gerade bei Boom und Verbote...


    Seh ich auch so. Die vielen Reisemobile müssen ja irgendwo hin. Spätestens wenn die Flut das kritische Maß übersteigt, werden Verbote nicht mehr funktionieren. Dann ist man gezwungen neue Angebote zu schaffen. Passiert ja regional auch schon.


    So eine organisierte Interessenvertretung kann natürlich sehr hilfreich sein, wenn es um die Ausgestaltung dieser Angebote geht.


    Michael

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