Frühmorgens auf einem beliebten, gut besuchten Übernachtungsparkplatz, ich hantiere gerade am Heckladeraum, entsteigt dem Nachbarmobil ein kleiner weißer Wuschelhund im Handtaschenformat. Ich kenne mich mit Hunderassen nicht aus, ich sage mal, Marke „Ohneaugenwuschel“.
Mit einer Yoyo-Leine angebunden an das Tier folgt eine Frau gesetzterem Alters, die gleich auf mich zuströmt. Sie deutet auf unsere Länderflaggen an den Hecktüren. „Schon ganz schön herumgekommen“ „Ja, ja“ „Wie macht ihr das denn in solchen Ländern mit der Wasserhygiene?“ waren ihre nächsten Worte. Der kleine Wuschel untersuchte derweil die zahlreichen Löcher im spärlichen Grasbewuchs auf Bewohner. Unter heftigem Geschniefe tunkte er seine Nase tief in den Untergrund.
Im gleichen Augenblick kam aus dem auf der anderen Seite stehenden Fahrzeug mit dem spanischen Kennzeichen noch ein kleiner Hund, ebenfalls mit Schnur und einer Frau dran. Dieses Exemplar auch eher klein gewachsen, aber sehr kurzhaarig und spillerig. Von der Rasse die immer so zittern, so dass der Autofokus einer Fotokamera niemals auf dieses Objekt scharfstellen könnte. Die Beiden umkreisten sich sofort freudig und ein Leinengewirr war die Folge. Trotz anfänglich unüberwindbar scheinenden Sprachbarrieren konnten sich die Hundebesitzerinnen recht schnell einigen. Der deutsche Wuschelwudel wurde losgeklinkt und die Leinen langwierig entheddert.
Der kleine Weiße nutzte seine kurzzeitige Freiheit sofort ausgiebig und versenkte sein Riechorgan tief ins Hinterteil des Zitterspaniers. Unter heftigem Schwanzwedeln beiderseits wurde genießerisch geleckt, geschnieft und geschleckert. Bevor es jedoch zur äußersten Genußphase für die Beiden kommen konnte, wurde der Wuschel jäh in die Höhe gerissen und leckte und herzte nun seiner Besitzerin ausgiebig Mund und Wangen. Ich schaute gebannt.
Die Hundebesitzerin gedachte nun das Gespräch mit mir nahtlos fortzusetzen: „Also wir haben da so einen Spezialwasserfilter und machen dann auch noch Silberionen ins Wasser, wenn wir so im Ausland, in Spanien oder Frankreich sind, was halten sie davon?“
Ich hatte nun zwei Möglichkeiten den weiteren Gesprächsverlauf zu beeinflussen. Eine höfliche oder eine ehrliche Variante der Erwiderung stand in mir zur Verfügung. Die höfliche wäre zu sagen: „Damit sind sie aber auf der sicheren Seite.“ Die ehrliche wäre: „So etwas brauchen sie nicht, bei ihrem Immunstatus könnten sie sogar völlig unbeschadet direkt aus einer Straßenpfütze vor dem Bahnhofsklo von Nairobi trinken.“
Ich bin eigentlich kein Opportunist, aber ich habe mich dann doch für die höfliche Ausführung entschieden.
Oder hätte ich doch besser.........?
Der Wuschelhund und die Generalimmunisierung, eine Unterwegsgeschichte
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Keine Chance, das verstehen nur Nicht-Hundebesitzer und die Besitzer der liebenswürdigen Vierbeiner suchen jetzt nach der Message in deiner sehr kurzweiligen und humorvollen Vorfalls Beschreibung.
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Großartig :lacha::lacha::lacha::lacha::lacha::lacha:
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Salve, an dir ist Poet verloren gegangen.prima geschrieben, die richtige Lektüre für den verregneten Sonntagmorgen. A Presto Volker
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Einmalig
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Dankeschön :lacha::fingerh: ….und sooooo wahr!! :lacha:
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Oder hätte ich doch besser.........?
Never ever... alles gut & alles richtig gemacht :fingerh::fingerh::fingerh:
(alles andere geht nur in Nairobi :-)) -
Unglaublich der ganze Bohei mit Filter und Ionen!
Camper ohne Filter aber mit Hund(Danke für die Story:fingerh:)
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Sooo gut geschrieben! Bitte noch mehr solche Geschichten!
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Ehrlichkeit oder Diplomatie....ist nicht immer einfach zu entscheiden :lacha::lacha::lacha:genialer Post!
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Danke für die Streicheleinheiten!
Bitte noch mehr solche Geschichten!
Einige mehr kursieren ja schon hier im Forum:
https://www.kastenwagenforum.d…nterwegsgeschichte.48637/
https://www.kastenwagenforum.d…ewoehnlichen-orten.48732/
....und weitere.
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