Das Mittelmeer ist ein Reiseziel welches ich bereits mein Leben lang kenne. Auch wenn es ein paar Jahre gebraucht hat, bis ich es wirklich gesehen habe, so war es in meinen Gedanken immer präsent. Egal ob wir über Spanien sprechen, Griechenland und seine wunderschönen Inseln, Italien, das waren alles Dinge die sich in meinem Erlebnis-Horizont wieder fanden. Auch Schweden Norwegen Finnland waren Ländern zu denen ich einen Bezug hatte.
Was jedoch den Osten anbelangt umgab mich immer ein völlig anderes Gefühl. Als ich 1980 zur Bundeswehr kam, ich bin in Westdeutschland aufgewachsen, erinnere ich mich noch sehr gut daran wie es immer hieß: "Feind kommt aus dem Osten!" Sehr wahrscheinlich, dass man zu der Zeit einen ähnlichen Blödsinn im Osten über den Westen gesprochen hat.
Ich bin aufgewachsen in Göttingen, zonengrenznaher Bezirk. Wenn wir Besuch bekommen haben von wo auch immer, so sind wir dann an die Werra gefahren wo es die bundesdeutsche Grenze gab. hier hörte für mich die Welt auf. Merkwürdig. Aber die Welt hörte für mich dort auf weil ich nicht rein kam. Wenn ich mich damals bewegte, dann immer Richtung Süden, Richtung Westen, vielleicht Skandinavien. Aber Osten? Das gab es nicht! Doch. Da gab es eine Insel im Osten! Berlin. Eine Stadt mitten in der damaligen DDR. Man konnte sie erreichen über die sogenannte Transitautobahn, wo ich mich heute noch in den langen Schlangen sehe, wo die Fahrzeuge und die Personen akribisch kontrolliert worden. Meine Schwester Ulrike machte damals eine Ausbildung in einem Krankenhaus in Berlin. Sonia, meine Frau, Spanierin, musste damals wenn wir von West nach Ost Berlin auf den damaligen Alexanderplatz wollten, über einen anderen Grenzübertritt nach Ostberlin gehen als ich, als Westdeutscher. Es war sehr spannend sich dann etwa 30-40 Minuten später dann auf diesem doch so fremden Alexanderplatz in Ostberlin wiederzutreffen. Heute leben zwei unserer drei Töchter in diesem Berlin. Eine in "Ostberlin" und eine in "Westberlin". Aber wir wissen heute ist es ein Berlin.
1989 dann die Wende. Plötzlich fiel die Mauer und wir durften Richtung Osten reisen. In ein Land welches Deutschland hieß sich aber vorerst fremd anfühlte. Heute lebe ich 20 Jahre in diesem Ostdeutschland. Nordöstlicher geht es nicht, direkt an der polnischen Grenze. Die ersten Jahre hier auf der Insel Usedom, waren auch noch Jahre, wo am Strand ein großer hoher Stacheldrahtzaun gezogen war. Heute können wir unbeschwert zu Fuß, mit dem Rad und natürlich auch mit dem Auto nach Polen rüber fahren nach Lust und Laune. Es gibt praktisch keine Grenze mehr nach Polen. Man kann nach Belieben die Seiten wechseln. Großartig wie ich immer wieder finde. Ich bin wirklich immer wieder sehr dankbar dafür. Doch damit nicht genug. Die Grenzen verschoben sich praktisch und in meinem Kopf immer mehr. Die Europäische Union erweiterte sich eben auch immer weiter Richtung Osten. Auch wenn dies etwas ist, was man so glaube ich damals "dem Osten" versprochen hatte, dass dies nicht passieren sollte, so begrüße ich es natürlich dennoch und würde es den neuen baltischen Ländern natürlich niemals verwehren wollen, auch Teil der Europäischen Union zu sein.
Und heute August 2019, kann ich einfach meinen Ausweis nehmen, und bis an die russische Grenze fahren. Für mich schier unglaublich wie sich die Welt in rasantem Tempo verändert. Veränderungen, die ich natürlich nur begrüße, denn ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir nur miteinander können. Wir müssen uns begegnen können weil wir uns sonst einander fremd werden. Und insofern ist es für Sonia und mich eine besondere Reise, in einer neue Richtung. Es fühlt sich schon ein wenig spannend An. Es ist Donnerstag 6 Uhr morgens, heute müssen wir noch einen strammen Tag arbeiten. Aber dann geht es heute Abend los. Wir werden uns dieses Wochenende noch in Schleswig-Holstein aufhalten und dann am Sonntag 21 Uhr in Kiel auf die Fähre fahren die uns dann Montagabend 18 Uhr in Klaipeda in Litauen absetzen wird. Wir werden berichten.