Gleichgesinnte finden durch gleiche Hobbies

Dann mal wieder zurück von den Extremsportlern zu den Hobbys der Leute wie Du und Ich

Reisen immer mein Ding gewesen. Meine erste grosse Tour vor gut einem Viertel-Jahrhundert ging nach Costa Rica. Danach war ich süchtig. Es folgten einige Ziele auf dem Erdball. Richtig süchtig bin ich nach wie vor nach dem südafrikanischen Subkontinent und nach Italien. Aber immer auf einfachem Niveau - am liebsten im Zelt und back to basic. Manche Eindrücke finden sich auf perinawa oder auch neuerdings in der fotocommunity unter "Perinawa".

In den letzten Jahren war ich wieder mehr und mehr in der Heimat unterwegs. Anfangs mit dem Zelt, und weil mir die Wetterabhängigkeit auf den Sack ging, habe ich dann auf das Reisen mit dem KaWa hochgerüstet. Überhaupt änderten sich meine Gewohnheiten. Ein gutes Vierteljahrhundert bin ich auf Schusters Rappen durch die Landschaft gelatscht - vorwiegend im Wallis und in der Eifel. Das Radeln wurde immer attraktiver, was zum einen an den immer besser ausgebauten Radwegenetzen lag, und zum anderen an der Erfindung des elektrischen Hilfsantriebes. So ist mein e-cross-bike also immer mit dabei, wobei ich als Genussradler, der auch mal längere Pausen braucht - sei es zum Fotografieren, Gucken, Geniessen, Schlemmen etc., auf Tagesetappen von 40 - 80 km komme.

Fotoknipsen ist für die meisten der Reiselustigen eine logische Schlussfolgerung. Zu analogen Zeiten bin ich mit 'ner tonnenschweren Ausrüstung herumgelatscht; im digitalen Zeitalter schrumpfte das zusammen, und heute ist neben den Lumici meine Hassi aus alten Zeiten wieder mein treuer, wenn auch schwerer Begleiter. Zukünftiges Projekt: Lochkamera.

Heimat Eifel, und mich interessiert die Landschaft, die Menschen, die Küche und die Geschichte gleichermassen. Schwerpunkt: Eisenbahngeschichte. Wenn man heute die zahlreichen Bahntrassen radelt, sollte man sich schon bewusst machen, dass die Eisenbahn das erst möglich gemacht hat. Dabei kollidieren die Interessen der Radler und Enthusiasten der alten Eisenbahnen mitunter heftig, wie ein jahrelanger Rechtsstreit über ein knapp 30 km langes Stückchen zwischen Prüm und Gerolstein zu berichten weiss. Eine Posse, die noch eine nette Geschichte auf meiner hp ausfüllen wird. Aber lange vor den Dampfrössern gab's die Römer, die in der Eifel Fuss fassten, und so stösst man hier und da auch auf die Hinterlassenschaften, die zwar nicht mit denen eines Triers mithalten können, aber deren Entdeckung und Erforschung nicht weniger spannend ist. Heimat eben.

Rom und die Römer. Wenn ich nicht mindestes einmal im Jahr in die ewige Stadt komme, werde ich hibbelig. Klingt vielleicht arrogant, aber mittlerweile kenne ich mich in der urbs besser aus als in meiner eigenen Heimatstadt. Ich kann stundenlang alte Steine und Römerköppe gucken. Seit einem guten Vierteljahrhundert sammele ich Münzen und das Wissen darum aus der Zeit; Schwerpunkt mittlerweile die Zeit der Severer. Münzen als Zeugnis der Geschichte zum Anfassen, und wer jetzt denkt, dass man dafür viel Geld haben muss, liegt komplett daneben. Leider ist die Numismatik vielen vermiest worden, und es fehlt an Nachwuchs. Um es mal am Beispiel zu erläutern: Da interessiert sich jemand für Münzen und fällt auf ein Abo von irgend einem Anbieter herein. Nennen wir letzteren mal "Münzinstitut Blöde". Dann werden hunderte Euronen investiert; meistens nicht in Münzen, sondern in wertlosen Medaillen. Bestenfalls ist es noch Silber, dass man einschmelzen kann. Aber meistens bleibt nur die Erkenntnis, dass man hunderte Euros umsonst investiert hat. Schade, dabei hätte der Denar des Trajan in der Bucht nur einen mittleren zweistelligen Euro-Betrag gekostet... Bei näherem Interesse hilft das Numismatik-Forum sowie auch ich gerne weiter.

Winston C. hat einmal gesagt: "Man soll dem Leib etwas gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen". Gaumenfreuden erschliessen sich überall, und tatsächlich kommt man doch nicht ein paar Kilometer weit, ohne über einen Hofladen oder andere regionale Anbieter zu stolpern. Andere Länder - andere Fritten. Da muss man nur mal die Augen offen halten, oder freifrech in die Küchen der Region hinein- bzw. hinterfragen. Kochen mit Leidenschaft, eigene Rezepte erfinden, vor allem aber regionale Produkte austesten und bodenständig bleiben. Da halte ich es genau wie mit meiner Philosophie, die ich ab und an auf die Menschheit loslasse: "Worte, die wie Austern von einer erlesenen Minderheit geschlürft werden, sind nicht so mein Ding. Ich produziere lieber Schweinebraten." (Mein Dank hier an Jörn Pfennig).

Da schliessen sich dann gleich solche Hobbys an, die aus Zeitmangel leider ganz hinten anstehen: Modellbau. In erster Linie Scaler im Maßstab ca. 1:10. Im Keller tummeln sich ferner noch ein paar Flieger und Boote. Zum Thema Modelleisenbahn teile ich das Schicksal mit vielen anderen: Es ist eigentlich nur ein Sammeln, wobei ich mich strikt an die Bahnen der DB, die in der Eifel verkehrt sind, und an den Maßstab N 1:160 halte, aber das füllt jetzt auch schon mehrere Vitrinen.

Der Kreis schliesst sich immer. So greift ein Hobby in das andere über, und wie wir Rheinländer so schön sagen: Man kommt vom Hölzchen über's Stöckchen in's Wäldchen. Zum Schreiben fehlt mir oft die Zeit. Oder ich bin zu besoffen oder irgend was. Trotzdem versuche ich immer mal wieder den Zahn der Zeit zu treffen, und über meine Erlebnisse zu berichten. Im Land der Bekloppten und Bescheuerten - wie Wischmeyer es schon passendst ausdrückte - gibt es immer irgend etwas, über das zu berichten sich lohnt.

So isser, der Rheinländer.

Grüsse
Rainer

Zitat von Cachaito

Mercury Living Presence Aufnahmen

Kenne ich natürlich, habe auch einige Originalpressungen. Bob Fine und Wilma Cozart gehören ja zu den großen Legenden der "Goldenen Ära". Ein Nachteil der Mercury-Pressungen ist die sehr schwankende, oft miese, Vinyl- und Pressqualität. Ein weiterer Nachteil der US-Fertigungen ist das meist miserable Cover. Erstens sind die verwendeten Motive manchmal so kitschig, dass es graust; zudem sind sie nicht laminiert und reißen dadurch leicht ein und bilden den sog. Ringwear aus.
Was die Fertigung der LPs betrifft, konnten die Amis den Briten einfach nicht das Wasser reichen. Und so sammle ich hautsächlich Decca- und EMI-Scheiben.

Zitat von Wernersberger

Kenne ich natürlich, habe auch einige Originalpressungen. Bob Fine und Wilma Cozart gehören ja zu den großen Legenden der "Goldenen Ära". Ein Nachteil der Mercury-Pressungen ist die sehr schwankende, oft miese, Vinyl- und Pressqualität. Ein weiterer Nachteil der US-Fertigungen ist das meist miserable Cover. Erstens sind die verwendeten Motive manchmal so kitschig, dass es graust; zudem sind sie nicht laminiert und reißen dadurch leicht ein und bilden den sog. Ringwear aus.
Was die Fertigung der LPs betrifft, konnten die Amis den Briten einfach nicht das Wasser reichen. Und so sammle ich hautsächlich Decca- und EMI-Scheiben.

Wie sollte es auch anders sein - dir kann man aber auch nix neues erzählen.

So tief in Materie Vinyl habe ich mich nie eingearbeitet. Ich liebe alte Aufnahmen und habe da so meine ganz speziellen Interpreten, aber halt auf CD. Von der Decca fällt mir da speziell die Nelson Mass ein. Eine alte Mono-Aufnahme der Moldau unter Bruno Walter ist imho legendär und niemals zu toppen, auch wenn die Karajan-Gurus etwas anderes sagen. Bei den MLP-Aufnahmen ist die 1812'er nach wie vor Referenz, wie ich meine.

Grüsse
Rainer