Beiträge von paologreco

    Hallo aus Braunschweig


    Hallo Kastenwagenfahrer,


    ich bin der Mario, 38 Jahre alt, verheiratet und seit einem Monat stolzer Papa. Unser kleines Söhnchen hält meine Frau und mich gut auf Trab und lenkt uns von der Wartezeit auf unser Traummobil – einen Pössl 2Win Vario – ab. Das Auto wird hoffentlich nächsten Monat geliefert und nach einer kurzen Testfahrt nach Dänemark geht es dann auf große Tour nach Süditalien mit einem Abstecher nach Sardinien.


    Warum ein Kastenwagen?


    Nun, man kann sagen, dass ich in solchen Autos schon seit frühster Kindheit unterwegs bin – als vier Monate altes Baby ging es mit meinen Eltern im VW T2 nach Italien. Wunderbare Diaabende mit Bildern und Geschichten meiner Eltern als sie in den Semesterferien mit dem Käfer von Königswinter nach Indien und Nepal gefahren sind, sowie die Saharadurchquerung im 25 PS luftgekühlten VW T1 meines Vaters mit seinen Brüdern im Sommer 1967 haben in mir auch schon früh die Reiselust geweckt. So bin ich dann mit 14 Jahren mit einem Kumpel zu einer Radtour durch Holland gestartet – der Reiseführer hatte Recht: Der Wind kommt immer von vorne ;-). Mit 16 ging es dann in den Sommerferien mit dem Flugzeug nach Istanbul und dann sind wir 5 Wochen durch die Türkei getrampt. Dies ist die beste Möglichkeit mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt zu kommen, allerdings ist man auch sehr abhängig, da man mit dem Seesack auf dem Rücken nur einige 100 Meter zu Fuß gehen konnte. Daher wurden die Touren in den folgenden Jahren wieder mit dem Fahrrad unternommen. Mit Zelt und Kocher ist man völlig unabhängig, kommt gut mit den Menschen in Kontakt, fährt nicht an allem vorbei, aber kommt trotzdem zwischen 80 und 150 km pro Tag weiter. So bin ich mit meinem Bruder zweimal von Bad Honnef nach Italien gefahren, gefolgt von einer Kroatien und Slowenienrundtour. Im Sommersemester 2000 folgte dann unsere schönste und erlebnisreichste Radtour. Von Clausthal-Zellerfeld fuhren wir über Frankreich und Spanien zu unserem Ziel nach Marrakesch. Als wir dort angekommen waren erfuhren wir, dass ein Flug von Agadir zurück nach Hannover sehr viel günstiger als von Marrakesch war. Also radelten wir spontan noch mal einen Monat weiter und durften so die unvorstellbare Gastfreundlichkeit der Berberstämme im Atlasgebirge kennenlernen und wurden von der atemberaubenden Landschaft zu tiefst beeindruckt. Zu Hause hat man dann auch schnell vergessen wie man sich bei bis zu 49° C im Schatten gequält hat, aber jeden Tag dieser dreimonatigen Radtour und den 4503 km bleiben unvergesslich.


    Vielleicht sollte ich hier auch anmerken, dass ich nach Möglichkeit immer wild campe. Allerdings wird nie ein Wald-, Feld- oder Olivenhainbesitzer bemerken, dass wir da waren. Jeder Platz wird immer so verlassen wie er vorgefunden wurde und selbstverständlich wird auch sehr auf eine evtl. Waldbrandgefahr geachtet und notfalls die Nudeln auch mal kalt gegessen.


    Auf der anderen Seite habe ich sehr wahrscheinlich schon öfters auf dem Campingplatz übernachtet, als so manch ein eingefleischter Camper. Wie passt dies jetzt zusammen? Nun, zum Anfertigen meiner Diplomarbeit habe ich mir eine möblierte Bude in Hannover gemietet. Tagsüber in der Werkstatt und Büro und abends in der Bude ohne Balkon. Nach einem Monat ist mir die Decke auf den Kopf gefallen und ich habe die letzten Groschen zusammengekratzt und einen 35 Jahre alten Wohnwagen - aus erster Hand und gut in Schuss - erstanden, ihn zum Steinhuder Meer geschleppt, das Vorzelt mit einer Küche ausgebaut und ein Jahr lang paradiesisch gelebt. Morgens zu Arbeit gefahren und jeden Abend nicht nach Hause, sondern Urlaub! Irgendeiner grillt immer. Man sitzt beim kleinsten Sonnenstrahl draußen, hört die Natur, den Wind, den Regen, man muss nie das Bad sauber machen – man hat ja keins sondern geht ins Waschhaus ;-). Ja, nervig wenn man nachts im Winter raus zur Toilette muss – Schuhe und Jacke an und dann durch den Schnee zum Klohäuschen wandern… herrlich diese klare Luft, der Nachthimmel, die Ruhe – mensch was habe ich verpasst wo ich all die Jahre auch nur im warmen Bett in der Wohnung gelegen habe und dem Gluckern der Zentralheizung zugehört habe…
    Aber keine Frau möchte im Wohnwagen Leben und schon gar nicht mit Kind, also gehöre ich jetzt auch wieder zu den gefangenen in den vier Wänden. Aber am WE fährt meine Frau gerne mit zum Wohnwagen und das letzte Mal waren wir sogar zu dritt ;-).


    Übrigens, von allen Ländern die ich bis jetzt bereist habe kann man am besten in Deutschland wild campen. Wenn man sich hier irgendwo abends in die Büsche schlägt und darauf achtet, das kein Hochsitz in der Nähe ist, kann man garantiert völlig ungestört übernachten. Ganz im Gegenteil ist dazu Marokko. Auch wenn laut Karte vor und hinter dem Übernachtungsplatz 50 km kein Dorf ist, man drauf achtet das gerade kein Auto kommt wenn man von der Landstraße abbiegt und sich ein schönes Plätzchen sucht und auch nie ein Licht anmacht, man bleibt niemals allein. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, aber plötzlich ist der kleine Hirtenjunge, der alte Bauer, die scheue Brennholz suchende Frau da und man wird sofort zu einem Tee eingeladen. Da muss man dann manchmal sein Zelt wieder abbauen und mitkommen und dann wird mitten in der Nacht Couscous gekocht und sich mit Händen und Füßen unterhalten… Selbst eine Harley-Tour durch die USA viele Jahre später konnte unsere Marokkoradtour nicht toppen. Ihr merkt, ich reise gerne, aber wir sind ja hier im Kastenwagenforum, also zurück zu den Autos.


    Also, ich war ein kleiner Junge als ich mit Papa unser neues Auto abholen durfte. Ein 14 Jahre alter selbstausgebauter Mercedes 207 D. Als ich vom Beifahrersitz durch die riesig wirkende Windschutzscheibe schauend meinen Vater bewunderte, wie er denn so ein „großes“ Auto steuern konnte, hätte wohl keiner von uns beiden es sich träumen lassen, dass ich mit dem gleichen Auto meine ersten Womotouren starten würde, als ich endlich den Führerschein in den Händen hielt. Leider mussten meine Eltern dieses tolle und äußerst geländegängige Auto dann abstoßen, als plötzlich die KFZ Steuer exorbitant angehoben worden war. Ihr „neues“ Auto war dann ein wieder mit Echtholz ausgebauter Mercedes 508 mit Hochdach, Baujahr 1969! Da war noch ein Mercedes ein Mercedes. Dieses unkaputtbare Auto steht ein halbes Jahr, man steckt den Schlüssel rein, drückt einen Knopf und der dicke Diesel springt sofort an ohne dass man vorglühen muss. Für den leider jährlich fällig werdenden TÜV schwingt mein Vater die Elektropfeile, etwas Prestolith und Farbe und dann gibt es eine neue Plakette – immer ohne Beanstandung. Unzählige Touren nach Italien, Spanien und eine tolle Marokkotour haben meine Eltern mit diesem Auto in den letzten 15 Jahren unternommen und dieses Jahr geht es mit dem Oldtimer in die Mongolei. Mein Vater wird dieses Auto solange fahren wie er noch das nicht servounterstützte Lenkrad drehen kann ;-).


    Ich habe mir im Studium einen alten VW LT 28 zugelegt. Tolles Auto mit schönem 6-Zylindermototor, aber mit seinen 75 PS etwas schwach auf der Brust – Kasseler Berge ging nur mit Warnblinker im zweiten Gang ;-). Für meine Praktika im Bergwerk habe ich mir die Miete für eine Wohnung gespart und das Auto auf den Zechenparkplatz geparkt. Dusche gab es in der Kaue und ich hatte den kürzesten Arbeitsweg von allen Kumpel. Allerdings war man unter Tage auch bekannt wie ein bunter Hund – der Typ aus dem Womo auf dem Zechenparkplatz – fehlt nur noch die rote Laterne dran ;-). Da der LT aber für den Alltag etwas zu beschwerlich war, habe ich ihn nach ein paar Jahren an ein nettes Pärchen verkauft und bin in den Folgejahren mit PKW und Dachzelt auf Tour gegangen. Da schläft man besser drin als in jedem Kastenwagen und hat morgens eine phantastische Aussicht, aber kein Klo und Dusche an Bord. Dies war ein No-Go meiner neuen Freundin, jetzigen Frau.


    Sie war zuvor nie campen gewesen, sondern war im Urlaub meistens segeln. Ich habe ihr dann erklärt, dass Segeln nichts anderes als Camping auf dem Wasser ist ;-). Sie ließ sich also dazu überreden mal ein Wohnmobil zu mieten und es einfach auszuprobieren. Zufällig konnten wir zu einem guten Preis ein integriertes Luxusmobil - einen Carthago C-Tourer mit absoluter Vollaustattung mieten und siehe da, meine Frau war von der Italientour mit dem Schlachtschiff völlig begeistert. Ein halbes Jahr später habe ich das gleiche Mobil noch mal heimlich für ein verlängertes WE gemietet, und meine Freundin an die Küste entführt und ihr in St. Peter Ording einen Antrag gemacht ;-).


    Weil wir die Elternzeit gut nutzen möchten und auf eine längere Tour gehen wollen, wenn der Kleine dafür bereit ist, kam mieten aus Kostengründen nicht in Frage. Wir haben uns dann viele alte Wohnmobile angeschaut. Integrierte (Hymer S 660) und Kastenwägen vom Selbstausbau über Ford Nugget, alten CS, VW California etc. Entweder für den Zustand zu teuer, zu abgewohnt, durchrostet, falscher Grundriss, stinkt … irgendetwas war immer. Gleichzeitig haben wir uns nach einem Familienkombi umgeschaut, da mein 23 Jahre alter geliebter Audi 80 langsam die Grätsche macht, meiner Frau zu wenig Sicherheitsausstattung bzw. keine hat und der Kinderwagen nicht in den Kofferraum passt. Und dann kam die zündende Idee. Warum ein altes Wohnmobil und einen gebrauchten Kombi kaufen wenn man auch alles mit einem Fahrzeug unter einen Hut bekommt?


    Ein Wohnmobil, mit dem ich im Alltag auch zu Arbeit fahren kann. Da meine Frau leider Pick Ups häßlich findet, kam die für mich hervorragende Lösung Pick Up & z.B. Tischer Kabine leider nicht in Frage. Also blieb nur noch ein Kastenwagen. Dieser muss folgende Kriterien erfüllen: Unter 6 m, maximal 3,5 t weil wir nicht jährlich einen TÜV Termin haben wollen und die Go-Box bzw. Schwerlastabgabe in der Schweiz nervig sind, vier feste Schlafplätze und Dreipunktgurte, Dusche, Toilette, genug Stauraum, großer Kühlschrank mit separatem Gefrierfach, keine Puppenküche, sondern Arbeitsfläche und 3-Flammherd, genug Wassers-, Gas- und Stromvorräte, dass man eine Woche autark stehen kann und da ich 1,93 m bin ganz wichtig Stehhöhe! (mein Wohnwagen hat nur 1,90 m Stehhöhe und das ist nervig), Markise, genug Bodenfreiheit und möglichst gute Traktion um auch mal abgelegene Plätze anfahren zu können und optisch soll er auch noch ansprechend sein. Eine lange Liste, aber siehe da, es gibt das Auto, das all diese Kriterien doch tatsächlich erfüllt – der Pössl 2Win Vario. Als wir ihn das erste Mal besichtigt haben, haben wir uns gleich verliebt und dann lange überlegt, ob man wirklich so viel Geld für ein Auto ausgeben soll. Aber nachdem wir einige Nächte drüber geschlafen haben, waren wir immer noch völlig begeistert und haben dann Nägel mit Köpfen gemacht und das Auto bestellt. Nach über 20 Jahren geht für mich hoffentlich in einem Monat ein ganz großer Traum in Erfüllung.


    Einzig die Traktion macht mir ein wenig Sorgen. Mit dem Carthago waren wir diesbezüglich schon an die Grenzen gekommen und konnten aufgrund des langen Hecküberhangs und dem daraus resultierenden schlechten Böschungswinkel die eine oder andere schöne Stelle nicht anfahren. Aber der Pössl hat diese Probleme nicht und aufgrund des Maxi-Fahrwerks 4 zusätzliche Zentimeter Bodenfeiheit und durch den dicken Motor hoffentlich genug Gewicht auf der Vorderachse, so dass auch mal die eine oder andere Piste fahrbar sein sollte.


    So, ich wollte mich eigentlich nur mal kurz vorstellen und stelle gerade fest, dass es ein halber Roman geworden ist. Sollte es jemanden geben der bis hierhin gelesen hat – Hut ab!
    Ich freue mich aus euren Erfahrungen zu lernen, möchte mich jetzt schon mal für die zahlreichen Erfahrungen, Tipps und Ideen bedanken, die ich mir als Gast in eurem Forum hohlen durfte und hoffe, vielleicht das Eine oder Andere in Zukunft zurückgeben zu können, wenn wir eigene Erfahrungen mit unserem Pössl sammeln.


    In diesem Sinne - Glück Auf!
    Euer
    Mario