Hallo,
in diesen Tagen bin ich in freudiger Erwartung auf meinen Roady, der in den nächsten Tagen nach schier endloser Wartezeit eintrudeln dürfte. So manche Forenkollegen haben mir mit ihren Beiträgen die Wartezeit versüßt - und dabei zur Verlängerung der Sonderwunschliste, die nun abgearbeitet werden soll, beigetragen. (Als letzte Position kam da übrigens ein Ladebooster drauf, der hoffentlich allzeits für gut gefüllte Wohnraumbatterien sorgen wird...)
Der wichtigste noch nicht in allen Belangen geklärte Posten betrifft die Reifen. Nachdem ich interimsmäßig einige Monate bereits einen Pössl auf der im Prinzip gleichen Ducatobasis gefahren habe, die auch mein Roady haben wird, finde ich die Möglichkeit, das Auto auf Füße zu stellen, die bei ca. 1,5 bar geringerem Reifendruck für ein weniger von Poltern und Rütteln begleitetes Dahingleiten sorgen können, ziemlich reizvoll (wobei ich den Fahrkomfort auch mit Serienbereifung im Vergleich zu den Kästen, die ich vor zig Jahren gefahren hatte, schon ganz beachtlich finde). Nach allem, was ich hier im Kastenwagenforum gelesen habe, kann man das mit 2 Reifengrößen erreichen: 255/55 R18 und 235/75 R15. Da meiner kein Maxi wird, kämen für mich grundsätzlich beide Größen in Betracht. Funktion geht für mich vor Ästhetik, und da die angestrebte Funktion beim 235/75 R15 mit den Serienfelgen ohne Neuanschaffung von - zugegebenermaßen sehr schön anzusehenden - 18-Zoll Alufelgen erzielt werden kann, kann ich auf die Neuanschaffung von (18-Zoll-)Felgen gut verzichten. Es sollen also die 235/75 R15 sein.
Ich würde mir wünschen, dass die Forenkollegen, die Erfahrungen mit dieser Reifengröße haben (vielleicht ja auch Zappa, der mich mit einem seiner Beiträge auf dieses Thema gebracht hat – Danke!), diese hier einbringen, so dass es an Übersichtlichkeit gewinnt und damit für alle an diesem Thema Interessierten nutzbringender sein kann. Wenn mich dieses Thema so reizt, mag das anderen auch so gehen – und dann ist das auch einen eigenen Thread wert. Insbesondere würde mich ein Erfahrungsaustausch zu den gewählten Reifen interessieren – zum General Grabber AT, dem Uniroyal 4x4 Street und den Michelin Latitude Alpin habe ich schon einige Hinweise gefunden, die bei mir aber eher weiterführende Fragen aufkommen lassen als dass sie abschließende Klarheit bringen.
In der Hoffnung, dass hier viele hilfreiche Infos zusammengetragen werden können, mache ich zunächst einmal den Anfang, indem ich aus den in verschiedenen Threads verstreuten Infos zu dem Thema eine – mit meinen Wertungen und Fragen versehene - Zusammenfassung versuche. Ergänzungen und Korrekturen sind willkommen!
1. Die in der Größe 235/75 R15 erhältlichen Offroad-Reifen können konstruktionsbedingt mit einem deutlich niedrigeren Reifendruck gefahren werden, als die Serienreifen. Dies bringt erheblichen Komfortgewinn auf der Straße, die Offroad-Eigenschaften sorgen zudem für besseren Vortrieb auf Wiesen und im Sand.
Allerdings will ich nicht unerwähnt lassen, dass auch die 215er Serienreifen mit weniger Luftdruck gefahren zu einer deutlichen Komfortsteigerung beitragen können. Aus dem technischen Ratgeber für Continental-Reifen habe ich beispielhaft die folgenden Werte entnommen, auf die man – nach Ermittlung der tatsächlich gefahrenen Achslasten! – gefahrlos absenken kann (Angaben ohne Gewähr):
erforderlicher Reifendruck 215/70 R15 C 109/107S
Bei 1490 kg Achslast: 3,00 bar
Bei 1590 kg Achslast: 3,25 bar
Bei 1685 kg Achslast: 3,50 bar
Bei 1780 kg Achslast: 3,75 bar
Ein 235er Offroadreifen erlaubt bei Vollbeladung des 3.5 to Ducatos aber eine noch weitere Drucksenkung auf nur 2.5 bar – das muss doch noch einmal eine deutliche Konfortverbeserung bringen, oder?
2. Probleme kann unter Umständen der gegenüber der Serienbereifung um 7,62 % größere Abrollumfang mit sich bringen:
a. In der Regel hat der Ducato-Tacho zwar eine Voreilung von etwa 8 %, so dass die größeren Reifen nur zu einer besseren Tachogenauigkeit führen. Aber: Was macht man, wenn sich mit den neu montierten Reifen herausstellt, dass das Tacho nacheilt – was verboten ist und die Eintragung der zu diesem Zeitpunkt bereits gekauften Reifen verhindert?
Hierzu wurde in mehreren Beiträgen auf den VDO-Kienzle-Service verwiesen, der erforderlichenfalls eine Tachoangleichung vornehmen könne. Einen Bericht, dass das tatsächlich funktioniert hat, habe ich allerdings nicht gefunden.
Ein Anruf beim Kienzle-Service in Dortmund brachte mir Klarheit: Die können das machen, kostet aber um die 250 Euro. Hoffentlich hat mein Roady die üblichen 8 % Voreilung…
Der Meister einer mit Rollenprüfstand ausgestatteten und auf alte Sportwagen spezialisierten Werkstatt berichtete mir auf meine Frage, ob er mir erforderlichenfalls eine Tachoangleichung machen könne, sie hätten zur Tachoangleichung auch schon mal lediglich die Tacho-Skala auf die auf dem Rollenprüfstand gemessenen Werte angeglichen, entweder durch Einbringen einer anderen Skalenscheibe oder durch Übermalen und Neuanbringen der Skalenstriche. Klingt verblüffend einfach…
b. Gegenüber der kleinstzulässigen Reifengröße (205/70 R15) hat der 235/75er einen um mehr als 8 % größeren Abrollumfang. Nach dem Bericht eines Forenkollegen hat ein TÜV-Prüfer deshalb die Eintragung des Reifens verweigert – bei mehr als 8 % sei ein Abgasgutachten erforderlich. Die Reaktionen auf diesen Bericht werten das allerdings als Abwimmelgebaren des TÜV-Prüfers. Den rechtlichen Hintergrund habe ich zwar nicht überprüft, aber an diesen Einwand glauben tue ich nicht – das würde für die gerne für den Duc verkauften 18-Zoll-Räder unverkäuflich machen, weil die nämlich sogar gegenüber der 215er Serienbereifung einen um mehr als 8 % größeren Abrollumfang haben. Weil die aber wohl nach wie vor unproblematisch eingetragen werden, kann das 8%-Argument schlecht das KO-Kriterium für den 235er bedeuten…
c. Die um 7,62 % größere Antriebsübersetzung macht den kleinen Motoren wohl spürbar zu schaffen (man muss öfter zurückschalten), nur der 3.0 soll mehr oder weniger unmerklich damit klarkommen.
3. Es wird von etwas höheren Verbrauchswerten berichtet, die auch unter Berücksichtigung der größeren Genauigkeit des km-Zählers ermittelt wurde.
Meine Vermutung geht dahin, dass dies – bei den kleineren Motoren – am häufigeren Zurückschalten liegen könnte. Oder am erhöhten Rollwiderstand bestimmter Offroadreifen. Die Nutzer verschiedener Reifenfabrikate könnten da für Aufklärung sorgen, indem sie ihre festgestellten Verbrauchsänderung nach Umstieg auf den 235er berichten. Könnte es sein, dass der relativ rollwiderstandsarme Michelin Latitude Alpin da besser abschneidet als Grabber AT oder 4x4 Street?
Wer die von mir hier ziemlich subjektiv zusammengefassten Beiträge im Original verfolgen möchte, findet diese verstreut vorwiegend in folgenden 3 Threads:
Umrüstung 15 auf 16 Zoll-Fahrwerk
Federung viel zu hart
Bei neuen Reifen Tacho Justieren
Nun zu den Fragen, von denen ich mich derzeit – mit viel Vorfreude und durchaus genüsslich - quälen lasse:
Für welchen der 235er Reifen soll ich mich entscheiden?
- Grabber AT? Ist der nicht deutlich lauter als die anderen? Hat da jemand schon „Sägezahnbildung“ beobachtet, was bei diesem grobstolligen Offroadprofil nicht überraschend wäre? Ein FK berichtet voller Stolz, wie er mit diesem Reifen mit dem Kasten problemlos einen schneebedeckten Berg heraufgefahren ist, wo andere bereits Schneeketten brauchten. Da ich an einem relativ steilen Berg wohne, würde mich interessieren, ob andere Nutzer dieses Reifens von ähnlich guten Schnee-Erfahrungen berichten können. Kann mit mit dem Grabber AT auf separate Winterreifen verzichten?
- Uniroyal 4x4 Street? Scheint mir der perfekte Sommerreifen zu sein. Gut getestet auf trockener und nasser Straße. Wie sehen da die Praxiserfahrungen auf einem Kasten aus? Wie verhält er sich im Verbrauch und Verschleiß?
- Michelin Latitude Alpin? Für einen Winterreifen ziemlich gut auf trockener Fahrbahn getestet und mit angeblich geringem Verschleiß und Rollwiderstand, soll allerdings Schwächen auf Schnee haben. Könnte man den auch gut im Sommer fahren, ist der als Ganzjahresreifen zu gebrauchen?
Oder weiß jemand von positiven Erfahrungen mit einem ganz anderen 235/75er Reifen auf dem Kasten zu berichten?
Und was ist mit Schneeketten? Klar, wenn es schon für einen 225/70 R15 keine Freigabe gibt, wird es sie für den 235/75er erst recht nicht geben. Trotzdem: Wie sieht das mit der Freigängigkeit im Radkasten aus? Ist da soviel Platz vorhanden, dass man zum kurzfristigen Sich-Frei-Fahren für einige Meter bei Geradeausfahrt Schneeketten verwenden kann ohne Schäden zu riskieren? Sollte man vielleicht Ketten bevorzugen, die auf der Radinnenseite so gut wie keinen Platz beanspruchen (z.B. Spider-Spikes)?
So, jetzt bin ich mal gespannt, ob ihr meine 235/75er-Träume bestätigt oder doch eher platzen lasst. Eigentlich bin ich nahezu entschlossen, zum 235/75er Testfahrer zu werden… Warum eigentlich ist das für den 3.0 nicht schon längst zur Serienbereifung geworden;)?
VG, Martin